Freitag, 7. Dezember 2007

"Das Ostdeutsche Gefühl" - 2. Teil unserer Reihe "Die Barbarei des flachen Landes"

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19.12. 2007// Hochschule Anhalt (Gebäude 11, Hardenbergstr. 11, Dessau-Ziebigk)// 19.00 Uhr
Vortrag und Diskussion mit Mario Möller:
"Das ostdeutsche Gefühl. Zum Zusammenhang von Ostidentität und nationalem Sozialismus"

Eintritt frei



Ankündigungstext:

Die Wahlerfolge der NPD und die Brutalität ostdeutscher Dorfdeppen gegen alles »Undeutsche« basieren auf einer autoritären Grundstimmung, die von einem paranoiden Lokalpatriotismus genährt wird. Das ist die Ausgangssituation für die Nationalsozialisierung des Ostens, ohne der NPD als Avantgarde zu bedürfen. Für den Kritiker der Verhältnisse ergibt sich die Notwendigkeit, der Verharmlosung der Pogromstimmung im Osten als „Rechtsextremismus“ entschieden zu widersprechen. Nazi – also nationaler Sozialist - ist keinesfalls nur jemand, der irgendwie »organisiert« ist, mittels Kleiderordnung als »Rechtsextremist« katalogisiert werden kann und NPD wählt. Nazi ist, wer einen deutsch-antikapitalistischen Jargon der Vergemeinschaftung artikuliert und diesen mehr oder minder heftig in die Tat umsetzt. Im Osten ist dieser Jargon nicht etwa eine Minderheitenmeinung, sondern Mainstream.
Unter Rückgriff auf Traditionen der DDR hat sich ein gesellschaftliches Klima etabliert, das sich anschickt, direkt an die für den Nationalsozialismus konstitutiven Prinzipien anzuknüpfen: offensiver Bezug auf die Scholle, Tradition, Gemeinschaft und Arbeitsethos. Der Osten entwickelte sich im Verlauf des Transformationsprozesses zu einer Art Trutzburg, in der kollektiv die eigene Opferrolle beschworen und reproduziert wird, man sich beständig verfolgt oder wahlweise betrogen wähnt, wo jedes individuelle Unglück als Angriff einer äußeren Macht auf das eigene Kollektiv halluziniert wird. Deutsche Ideologie in aller Deutlichkeit!

1 Kommentar:

  1. "(...)direkt an die für den Nationalsozialismus konstitutiven Prinzipien anzuknüpfen: offensiver Bezug auf die Scholle, Tradition, Gemeinschaft und Arbeitsethos."

    Das ist schon mal grober Unfug, zumal der NS an die Stelle aller wie auch immer gearteten realen Überlieferung einen synthetischen Archaismus setzte, i.e. die Idealisierung von Zuständen, die nicht etwa nur seit 2 Jahrtausenden vergangen waren, sondern nie existiert hatten. Nicht zufällig hatte der NS seine Trägerschichten in den vollkommen traditionslosen Gesellschaftsklassen, die weder je geherrscht noch soziale Kämpfe geführt - sprich: die an der Entwicklung der europäischen Zivilsation keinerlei Anteil hatten. De facto diente der Archaismus dem Zweck, mit aller realen Tradition, sprich: mit der in Jahrhunderten aus der alten hervorgewachsenen modernen Welt, tabula rasa zu machen. Deswegen bezog der NS - in einer übersteigerten Form der aus der englischen "Whig History" überkommenen Germanentümelei - sich auf einen vorgeschichtlichen Zustand, der jenseits jeder realen abendländischen Tradition, sei diese nun christlich, feudal, bürgerlich-liberal oder sozialistisch - gelegen war. Was auf dem Müllhaufen landen sollte, war die europäische Kultur und/oder Zivilisation en bloc, in Form aller ihrer geschichtlichen Entwicklungsstufen. "Tradition" ist dagegen etwas Positives und Reales, das die Gegenwart einer Zivilisation mit deren Vergangenheit verbindet. Das Wort "Zivilisationsbruch" bringt treffend zum Ausdruck, worum es ging: Um den Ausstieg aus der Kontinuum der Zivilisation, und zwar um einen Ausstieg, der nicht etwa bloß zu einer früheren Entwicklungsstufe zurückführen, sondern die Gegenwart mitsamt ihrer Vergangenheit ungeschehen machen sollte. Darum der positive Bezug auf einen geschichtlichen Zustand, der weit vor weit vor den frühesten Anfängen der europäischen Zivilisation angesiedelt ist. Wie nannte Heinrich Mann das Dritte Reich ? "Die traditionslose Anarchie Pachulkes persönlich".

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