Montag, 1. Dezember 2008

Peter Siemionek referiert über "Das Netz der Blutsauger" im Rahmen der Aktionstage gegen Antisemitismus

Am 15.12. ist  im Hardenbergcafé im Rahmen der "Aktionstage gegen Antisemitismus" ein Vortrag von Peter Siemionek zu hören.


"Das Netz der Blutsauger" - Über „Momo“ und die Reproduktion des Antisemitismus

„Michael Ende, du hast mein Leben zerstört“, sang die Band „Tocotronic“ vor mehr als zehn Jahren. Der Song richtete sich vor allem gegen friedensbewegte und ökologisch gesinnte Lehrer, die in den 1980er Jahren ihren Schülern pausenlos mit dem Preisen der Romane des Kinderbuchautors in den Ohren lagen. Heute jedoch muss deren Lektüre Schülern nicht mehr durch Empfehlungen wollpullitragender Pädagogen nahe gebracht werden. Es sind tatsächlich die „Eltern aller Schichten“, die ihren Kindern die Bücher des Schriftstellers nicht nur ans Herz, sondern auch auf den weihnachtlichen Gabentisch legen.

Endes größter Erfolg wurde der Roman „Momo“, der bei Deutschlehrern besonders hoch im Kurs steht und seit 35 Jahren eines der beliebtesten deutschen Jugendbücher ist. Wie kein anderes Buch wird „Momo“ seit seinem Erscheinen mit der Sehnsucht nach einem besseren Leben, der Utopie von einer freien Welt und vor allem mit der lebensnahen Darstellung von Phantasie, Kreativität und Sinnlichkeit in Verbindung gebracht.

Dass solche Qualifizierungen einer Textkritik des Romans keineswegs standhalten, soll der Vortrag erläutern. In Hinblick auf „Momo“ wird vor allem vom Antisemitismus zu sprechen sein, der im Buch ganz ohne Juden auskommt und doch alle ideologischen Bestandteile des modernen Judenhasses reproduziert. Wahrscheinlich ist hierin der Grund zu suchen, warum „Momo“ als hochideologisches Traktat den Deutschen generationenübergreifend so unentbehrlich geworden ist.

Peter Siemionek lebt in Halle. Er ist dem Diskussionskreis „Materialien zur Aufklärung und Kritik“ assoziiert und hat zuletzt einen Artikel über „Momo“ in der Zeitschrift „Bahamas“ veröffentlicht.

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