Dienstag, 4. Januar 2011

Vierter Trash am Montag...

...unsere Dessauer Lieblingsveranstaltung geht in die 4. Runde, dieses Mal  mit einem der eigentümlichsten Filme der neueren Kinogeschichte: Gentlemen Broncos. Heimliche Stars der Reihe sind natürlich wieder die beiden Macher Serge Pocken und Pit Rutten, die im Aggregatzustand "volltrunken" das Ganze kenntnisreich und treffend kommentieren und das Publikum mit Aussagen wie "Wim Wenders ist scheisse und wird auf dieser Leinwand NIE gezeigt werden" brüskieren (Ja, in Dessau geht sowas noch) und damit letztlich mehr Geschmack beweisen, als es hier erlaubt ist. Am Montag, dem 10.1. im KIEZ Dessau; Karten am besten reservieren. Hier die offizielle Pressemitteilung:


Kritikergottheiten Pit Rutten und Serge Pocken schlagen erneut zu! Und verlassen für dieses eine Mal ihr angestammtes Terrain des bemüht-doch-schlechten Films, um eine amerikanische Produktion aus dem Jahr 2009 ins Rampenlicht zu rücken, die keinen Hehl aus ihrer aufrichtigen Zuneigung für das wahrhaft Schräge macht: 'Gentlemen Broncos'! Ausnahmsweise ein kommerzieller Film, trägt er seine Inspirationsquelle mit geradezu stolzgeschwellter Brust zur Schau: die Science-fiction unserer Jugend!
Sei es in Buchform, sei es als Film, wir alle haben sie geliebt, die Abenteuer von Perry Rhodan oder dem Raumschiff Enterprise und die Geschichten von Lem, Dick, den Strugatzkis oder Asimov. Mittunter haben wir uns sogar inspirieren lassen, die Storys fortgesponnen oder eigene erdacht, so wie Benjamin Purvis (17), Anti-Held dieser Geschichte, der mit seiner negligé-entwerfenden Mutter ein illiquides Leben in einem Kugelhaus in Utah fristet. Ohne Vater, ohne Freunde und ohne Aussicht auf Verbesserung der finanziellen Lage flüchtet er sich tagtäglich in eine Traumwelt hinein, in welcher Bronco, ein vollbärtiger Haudegen, als einziges zeugungsfähiges Exemplar der Gattung Kerl seine Fortpflanzungsorgane gegen den teuflischen Lord Daysius verteidigen muss. In der Hoffnung, Benji könnte doch noch Anschluss an Gleichaltrige finden, meldet seine Mutter ihn kurzerhand zu einem Sommercamp für angehende Schriftsteller an, wo Benjis großes Idol, der Science-Fiction-Autor Dr. Ronald Chevalier, einen Workshop für kreatives Schreiben abhält. Das beste Manuskript, von einer Jury unter Leitung von Dr. Chevalier ausgewählt, wird am Ende des Seminars veröffentlicht! Benjamin wittert seine große Chance und schickt Bronco ins Rennen! Chevalier, an einer Schreibblockade leidend und von seinem Verlag unter Druck gesetzt, kann gar nichts Besseres passieren. Er stiehlt Benjamins Manuskript, ändert den Titel und unterzieht Text und Hauptfigur einiger kleinerer kosmetischer Veränderungen, nur um kurz darauf den größten Erfolg seiner Karriere einzufahren. Und ebenso wie für den mittlerweile zum weibischen Transsexuellen verschlimmbesserten Bronco die Rückeroberung seiner Genitalien zur alles entscheidenden Schlacht auf dem Rücken ausgestopften Rotwilds wird, beginnt für Benji der gnaden- wie chancenlose Kampf um sein geistiges Eigentum.

Verantwortlich für diese Orgie an skurrilen Einfällen zeichnet das Ehepaar Jared und Jerusha Hess, die 2004 mit ihrem grandiosen Debüt 'Napoleon Dynamite' den ersten und bislang einzigen wirklichen Kultfilm des neuen Jahrtausends schufen. Ihre ganze Liebe gilt den gesellschaftlich Ausgestoßenen und deren ständigem Ringen nach Akzeptanz und Anerkennung. Die Adaptionsmechanismen, derer sich die spleenigen Charakter der Eheleute Hess hierbei bedienen, sind so ehrenhaft wie amüsant: immer ist es ein Übermaß an Fantasie, ein Riesenpfund Kreativität und ein gutes Quentchen Wahnsinn, mit dem die Helden ihren Alltag meistern. Sehr zum Vergnügen von Rutten und Pocken und der hoffentlich zahlreich erscheinenden Zuschauerschaft am 10. Januar um 20:30 im Kiez-Kino Dessau.

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