Freitag, 11. Dezember 2009

Vortrag und Film: Stau. Stand der Dinge.

16.12./ 20 Uhr
Hardenbergcafé
Stau. Stand der Dinge.
Filmvorführung mit Einleitungsvortrag

Der Regisseur Thomas Heise hatte im Jahr 2000 im zweiten Teil seiner Dokumentation jene hallischen Nazis wieder vor die Kamera geholt, die er bereits acht Jahre zuvor in „Stau – Jetzt geht's los“ beim Saufen, Grölen und Pöbeln gefilmt hatte. Heise wollte mit der Fortsetzung zeigen, wie es um seine ehemaligen Protagonisten zu dieser Zeit stand. Unfreiwillig gelang ihm damit allerdings eine Bestandsaufnahme von Verhältnissen, in denen die Unterschiede von organisierten Nazis und ihren ganz normalen Nachbarn verschwimmen. Es sind Verhältnisse, in denen die Gewalt roh und unvermittelt zutage tritt. Der Film zeigt den tristen Alltag in Halle-Neustadt. Mittlerweile sind die Nazis von gestern älter und auch äußerlich kaum noch von anderen Neustädtern zu unterscheiden. Zu reden sein wird also über ganz alltägliche Gewalt, die sich gegen die eigene Frau, die eigenen Kinder, den Ausländer an der Ecke oder gegen den Nachbarn, der zu laut Musik hört, richtet. „Stau“ bietet Einblicke in eine Gesellschaft, in der ärmliche Gestalten ihr aussichtsloses Leben leben. Sie haben kaum eine Chance auf Verbesserung. Trotz dieser zutiefst menschenunwürdigen Umstände ist Mitleid allerdings nicht angebracht. Denn diese Menschen reflektieren nicht auf ihre Situation. Sie bemühen sich nicht um Einsicht in die irrationalen Verhältnisse. Sie machen dagegen Juden und Ausländer für ihr Unglück verantwortlich. Für sie gilt das Recht des Stärkeren, das sie stets brutal umzusetzen bereit sind. Ein NPD-Parteiausweis ist dabei ebenso irrelevant wie das Bekennen zum „Nazisein“. Dass die Situation hier in der Zone so unangenehm ist, liegt vor allem an jenen ganz normalen Jugendlichen, die so reden, denken und manchmal auch so handeln wie Nazis.

Johannes Alberti ist Mitglied des Arbeitskreises „Materialien zur Aufklärung und Kritik“.

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